Talanx-Konzern erwartet erneut Rekordergebnis


- EBIT 20,0 % über Vorjahr in Höhe von 990 Mio. € (2003: 825 Mio. €) erwartet
- Reduzierung des Anteils an Hannover Rück führt zu a. o. Ertrag von 185 Mio. €
- Sturmereignisse im Süden der USA verursachen Nettoschäden vor Steuern von ca. 300 Mio. €
- Ohne a. o. Ertrag hätte der Konzern trotz der hohen Schadenbelastung das Niveau des im Vorjahr erreichten Rekordergebnisses erreicht
-Nettoprämie steigt um 2,0 % trotz leichten Rückgangs der Bruttoprämie
- Vertragsstückzahlen durchbrechen 10-Millionen-Marke
- 2005 soll das EBIT erstmals über 1 Mrd. € steigen
 
Hannover, den 8. Dezember 2004
Mit einer Steigerung des operativen Ergebnisses (EBIT - Earnings before interest and taxes) um 20,0 % auf erwartete 990 Mio. € übertrifft der Talanx-Konzern den Spitzenwert des Vorjahres wiederum deutlich. Neben der positiven Entwicklung in den Konzernsegmenten Rückversicherung, Erstversicherung Leben und Finanzdienstleistungen hat auch der Ertrag aus dem im Februar 2004 durchgeführten Secondary Public Offering (SPO) der Hannover Rück zur Höhe des Ergebnisses beigetragen. Im Rahmen dieses SPO reduzierte die Talanx AG ihren Anteil an der Hannover Rück von 71,8 % auf 51,2 %. Negativ beeinflusst wird das Ergebnis vor allem durch die Schadenentwicklung im Segment Erstversicherung Schaden/Unfall. Hier hat die ungewöhnlich hohe Frequenz an schweren Sturmereignissen im Süden der Vereinigten Staaten einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis. Insgesamt betrugen die Nettoschäden vor Steuern aus diesen Schadenereignissen ca. 300 Mio. €. Talanx-Chef Wolf-Dieter Baumgartl: "Im Jahr 2004 hat die Talanx ihre hohe Ertragskraft eindrucksvoll bewiesen: Zieht man den außerordentlichen Ertrag aus dem Hannover Rück SPO ab, landet die Talanx trotz 300 Mio. € Schäden aus den Hurricans auf dem Niveau des Vorjahresergebnisses. Und das war ein Rekordergebnis." Die Umsatzrendite des Konzerns insgesamt steigt auf 9,3 (7,9) %.
 
Erwartung Jahresabschluss 2004
 
Talanx-Konzern gesamt
Bei der heute veröffentlichten Erwartungsrechnung 2004 der Gruppe handelt es sich noch nicht um endgültige Werte, sondern um geschätzte Zahlen. Die Gruppe bilanziert nach US GAAP. Der Konzernabschluss wird im Juni 2005 veröffentlicht. Die vorliegenden Zahlen beruhen auf einem angenommenen, auf den Jahresdurchschnitt gerechneten Dollarumrechnungskurs von 1,23 Euro.
Die konsolidierten Bruttoprämieneinnahmen des Konzerns werden mit 14,4 (14,8) Mrd. € leicht unter Vorjahr erwartet. Dies entspricht einem Rückgang um 2,7 %. Dieser Entwicklung liegen zwei Ursachen zu Grunde. In erster Linie verantwortlich dafür sind strategische Entscheidungen in der Rückversicherung, so zum Beispiel die Politik des "more from less", ein selektives, auf Ertragssteigerung ausgerichtetes Zeichnungsverhalten. Zum anderen war wiederum die fortgesetzte Talfahrt des Dollars für den Prämienrückgang mitverantwortlich: Bei einem gegenüber dem Vorjahr konstanten Dollar-Wechselkurs wären die Konzern-Bruttoprämien 2004 leicht gestiegen. Hingegen hat die Erstkonsolidierung der in diesem Jahr erworbenen Neue Leben die Prämieneinnahme positiv beeinflusst.
Die verdienten Nettoprämien steigen gegenüber 2003 um 2,0 % auf 10,6 (10,4) Mrd. €. Ein Grund dafür ist in der Erhöhung des Selbstbehalts - in erster Linie bei HDI Industrie, HDI Privat und Hannover Rück - zu sehen. In Phasen, in denen sich der Markt als hart erweist, ist dies ein Ausfluss der zyklenorientierten Zeichnungspolitik des Konzerns.
Das Kapitalanlageergebnis übertrifft mit 1,8 (1,4) Mrd. € den Vorjahreswert um 31,2 % und ist stark geprägt durch das SPO der Hannover Rück. Das ordentliche Kapitalanlageergebnis des Talanx-Konzerns wächst um 17,3 %, maßgeblich beeinflusst durch die erstmalige Konsolidierung der Neue Leben. Ohne diesen Effekt und ohne den Einfluss von Depotzinsen aus der Finanzrückversicherung ergibt sich eine Steigerung von 4,4 %. Die Aufwendungen für Kapitalanlagen liegen aufgrund geringerer Abschreibungen und Abgangsverlusten mit 158 (261) Mio. € knapp 40 % unter dem Vorjahreswert. Die Kapitalanlagen sind um 38,8 % auf 30,2 (21,8) Mrd. € gestiegen. Ohne den Effekt aus Erstkonsolidierung der Neue Leben sind sie um 13,5 % gestiegen.
Erstmals durchbricht der Bestand an Versicherungsverträgen im Talanx-Konzern die 10-Millionen-Marke. Die Anzahl der Verträge steigt um 10,4 % auf 11,3 Mio. Stück. Auch ohne die Neue Leben hätte der Konzern die 10-Millionen-Marke um knapp 600.000 Verträgen deutlich überschritten.
Die wirtschaftlich erfolgreiche Entwicklung der Talanx-Gruppe ermöglicht es, auch im Jahr 2004 wieder neue Arbeitsplätze zu schaffen, nunmehr im zehnten Jahr in Folge. Die Anzahl der Mitarbeiter erhöht sich zum Jahresende um 506 auf 9.031 Personen. Dies ist ein Anstieg um 5,9 %. Ohne die Neue Leben-Gruppe ergibt sich ein Anstieg um 2,9 %, wobei die Arbeitsplätze fast ausschließlich im Inland geschaffen wurden.
 
Erstversicherung Schaden/Unfall
Die Prämieneinnahmen im Segment Erstversicherung Schaden/Unfall insgesamt steigen verhalten um 0,9 % auf 5.659 (5.611) Mio. €. Dem liegen gegenläufige Entwicklungen in den Einzelgesellschaften zu Grunde. Erfreulich entwickeln sich die unter der HDI International Holding AG (HINT) zusammengefassten Auslandsgesellschaften (+9,2 %). Wachstumsstärkste Unternehmen sind die Gesellschaften in Italien und Polen. Noch keinen Einfluss auf die hier vorgelegten Zahlen hat die jüngst erworbene Gesellschaft Tryg Polska. Sie wird erst im kommenden Jahr konsolidiert. Nach einem Wachstum von knapp 30 % im Vorjahr kann die HDI Industrie AG auch 2004 weiter wachsen. Bereinigt um den Effekt der 2004 vom HDI V.a.G. übertragenen Niederlassungen in Frankreich, Tschechien und der Schweiz, wächst die Prämieneinnahme um 5,4 %. Bei der Clarendon Insurance Group vermindern die restriktivere Zeichnungspolitik und der fallende Dollar die Prämieneinnahmen um 8,7 %.
Das versicherungstechnische Ergebnis verschlechtert sich deutlich auf -14 (128) Mio. €, im Wesentlichen bedingt durch die Clarendon, die stark von den Sturmschäden im Süden der Vereinigten Staaten betroffen ist. Dies hat auch Auswirkungen auf das EBIT, das mit 154 (409) Mio. € deutlich unter dem Vorjahr liegt. Auch die Combined Ratio des Segments von 100,6 (93,7)% ist von dieser Entwicklung betroffen.
 
Erstversicherung Leben
Im Segment Leben Erstversicherung steigt die Prämieneinnahme gegenüber 2003 um 72,7 % auf 1,8 (1,0) Mrd. €. Damit gehört Talanx zu den zehn größten Lebensversicherungsgruppen in Deutschland. Der Anstieg resultiert hauptsächlich aus der erstmaligen Konsolidierung der Neue Leben-Gruppe. Ohne diese Akquisition würden sich die Prämieneinnahmen des Jahres 2004 auf 1,1 Mrd. € belaufen. Damit liegt auch das organische Wachstum mit 7,1 % weit über dem Wachstum der Lebensversicherung in Deutschland insgesamt, das für 2004 bei 3,5 % erwartet wird.
Hauptsächlicher Wachstumsträger im Talanx-Segment Erstversicherung Leben ist das Geschäftsfeld Bankenvertrieb: Die CiV Lebensversicherung steigert ihre Prämieneinnahmen um 9,3%, die PB Lebensversicherung sogar um 30 %. Aber auch die HDI Pensionskasse kann deutlich zulegen.
Einen besonderen Impuls erlebt das Neugeschäft, hervorgerufen durch die Jahresendrally. Hier erwartet das Segment insgesamt bezogen auf die Beitragssumme des eingelösten Neugeschäfts für das Gesamtjahr eine Steigerung um 48,3 %. Bei der Prämieneinnahme wird sich die Jahresendrally überwiegend im Jahr 2005 auswirken. Der Neuzugang in der Stückzahl für das Inland erhöht sich um 52,0 % auf 644 (423) Tausend Stück.
Die inländischen Gesellschaften des Segments insgesamt können den Vertragsbestand um 26,0 % auf 3,5 Mio. Stück steigern, ohne die Neue Leben wächst der inländische Bestand um 3,2 %. Im In- und Ausland legt das Segment hier um 27,5 % auf 3,8 Mio. Stück zu.
Das Kapitalanlageergebnis - ebenfalls stark durch die Neue Leben beeinflusst - verdreifacht sich nahezu auf 415 (147) Mio. €, das EBIT steigt um 8,6 % auf 49 (45) Mio. €.
 
Schaden-Rückversicherung
Das Segment Schaden-Rückversicherung verzeichnet gegenüber 2003 einen Prämienrückgang um 17,1% auf 6.191 (7.464) Mio. €. Die restriktive, rein auf Profitabilität ausgerichtete opportunistische Zeichnungspolitik führt zu geringeren Prämieneinnahmen. Hinzu kommen die Neuordnung der Rückversicherungsbeziehungen im Konzern, die fortgeführte Ausrichtung auf das weniger volumenträchtige nicht-proportionale Geschäft und ein sich weiter abschwächender US-Dollar (Wechselkurseinfluss ca. -3,2 Prozentpunkte).
Prägend für das Segment auf der Schadenseite waren die Wirbelstürme in den USA und in Asien. Dennoch verbessert sich die Combined Ratio des Segments inklusive Depotzinsen aus der Finanzrückversicherung für 2004 auf 95,4 (97,1)%, was auf die erneut verbesserte Qualität des Basisgeschäfts zurückzuführen ist. Das EBIT wird in Höhe von 611 (567) Mio. € erwartet, was einer Steigerung um 7,7 % entspricht.
 
Personen-Rückversicherung
Das Ergebnis des Segments Personen-Rückversicherung entwickelte sich im Geschäftsjahr 2004 sehr gut. Gegenüber 2003 verzeichnet das Segment zwar einen Prämienrückgang von 12,2 %, der in erster Linie zwei Ursachen hat: die Schwäche des US-Dollars (Einfluss: ca. -2,1 Prozentpunkte) sowie der Wegfall eines großen Vertrages. Die verdiente Nettoprämie reduziert sich auf Grund des höheren Selbstbehalts weniger stark um 5,8 %. Dank des stark steigenden Kapitalanlageergebnisses übertrifft jedoch das operative Ergebnis mit 86 (71) Mio. € den Vorjahreswert um 22,3 %, so dass die Umsatzrendite von 3,5 % auf 4,6 % steigt.
 
Finanzdienstleistungen
Mit beachtlichen Erfolgen schließt das kleinste Segment, die Finanzdienstleistungen, das Jahr ab. Hier bieten die Ampega-Gesellschaften zum einen Asset Management für den Talanx-Konzern inklusive ergänzender Dienstleistungen und fungieren zum anderen als Kapitalanlagegesellschaft für institutionelle und Retail-Kunden. Das Produktportfolio umfasst Spezialfonds, Publikumsfonds sowie institutionelle Vermögensverwaltung. 2004 stand im Zeichen der Vermarktung eines wettbewerbsfähigen Produktportfolios für institutionelle Drittkunden. Hier gelang Ampega die Übernahme des gesamten Asset Managements zweier Krankenversicherungsgesellschaften, einer Versicherungsgruppe und eines Rechtsschutzversicherers mit einem Gesamtvolumen von ca. 1,2 Mrd. €.
Auch bezogen auf die Ergebnisse verläuft das Jahr 2004 im Segment sehr gut: Die Erträge werden um 51,5 % auf 48 (32) Mio. € gesteigert; das operative Ergebnis wird sich von 9 auf 22 Mio. € mehr als verdoppeln.
 
Ausblick auf das Jahr 2005
Auch im Jahr 2005 wird die Gruppe ihre ertragsorientierte Zeichnungspolitik in allen Segmenten fortsetzen. Ertragssteigerungen erwartet Talanx insbesondere im versicherungstechnischen Ergebnis.
Den Planzahlen für das Jahr 2005 liegt ein Dollarkurs von 1,30 Euro zu Grunde. Für 2005 erwartet der Talanx-Konzern ein Bruttoprämienvolumen von 14,5 Mrd. €, das entspricht einem Anstieg von 0,7 %. Die verdienten Nettoprämien sollen um 6,3 % ansteigen.
 
Im Segment Erstversicherung Schaden/Unfall ist ein Anstieg der Bruttoprämie um 1,3% geplant. Das stärkste Wachstum plant die Gruppe bei den ausländischen Gesellschaften in Spanien, Italien, Österreich und Brasilien. Verbesserungen erwartet das Segment sowohl beim EBIT als auch bei der Combined Ratio und bei der Umsatzrendite.
Das Segment Erstversicherung Leben will 2005 ein Prämienwachstum von 8,5 % erzielen. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Segmentes wird die Entwicklung im Bereich der betrieblichen Altersversorgung sein. Optimistisch ist Talanx ebenfalls bei Berufsunfähigkeitsprodukten. Auch für das Jahr 2005 plant das Segment einen Anstieg des EBIT.
Insgesamt erwartet das Segment Schaden-Rückversicherung für 2005 anhaltend attraktive Marktbedingungen. Das Katastrophengeschäft dürfte sich positiv auf die Prämie im Jahr 2005 auswirken, da bedingt durch die Unwetterschäden der Druck auf die Raten geringer sein wird. In anderen Teilsegmenten könnte es allerdings zu ersten Aufweichungen von Raten kommen. Während im Jahr 2005 die Prämien im klassischen Schaden-/Unfall-Rückversicherungsbereich gegenüber dem Vorjahr nahezu gleich bleiben dürften, wird in der Finanzrückversicherung mit einem Rückgang gerechnet. Insgesamt erwartet das Segment einen Rückgang im Prämienvolumen um 9,1%. Beim EBIT plant das Segment Schaden-Rückversicherung eine Verbesserung um 6,4 %. Verbesserungen werden auch bei der Combined Ratio und bei der Umsatzrendite erwartet.
Das Segment Personen-Rückversicherung plant einen deutlichen Prämienanstieg um 8,9 %. Eine leichte Verbesserung will das Segment beim EBIT erzielen.
Die Geschäftsentwicklung im Segment Finanzdienstleistungen wird einerseits durch das weitere Wachstum des Talanx-Konzerns bestimmt, andererseits durch das wachsende institutionelle Drittkundengeschäft. So plant die Gesellschaft, sich als umfassender Dienstleister speziell für das Asset Management von Versicherungen zu etablieren und die Akquise von Outsourcing-Mandaten fortzusetzen.
Im institutionellen Geschäft positioniert sich Ampega durch Eintritt in den Markt mit eigenen Absolute-Return-Produkten und ausgewählten Produkten von Putnam Investments. Im Privatkundenbereich soll das Vertriebsnetz gestärkt und Marktanteile im Geschäft mit fondsgebundenen Lebensversicherungen ausgebaut werden.
Rein für die Kapitalanlagen des Talanx-Konzerns wird Ampega im kommenden Jahr Hedgefonds auflegen und managen. Im EBIT dieses Segmentes ist ein weiterer Anstieg um 31,8 % auf 29 (22) Mio. € geplant.
 
Sofern keine außergewöhnlichen Schadenereignisse oder Kapitalmarktentwicklungen eintreten, wird das operative Ergebnis des Talanx-Konzerns auch im Jahr 2005 wieder deutlich ansteigen: Trotz der außerordentlichen Erträge im Jahr 2004 erhöht sich das EBIT laut Planung um 9,6% auf 1,1 Mrd. € und überschreitet damit erstmals die 1-Mrd.-€-Grenze.